Carlo Weber 06.04.1934 – 15.05.2014

Kurz vor dem geplanten Ausflug des gesamten Büros zu Ehren seines 80. Geburtstages, den er am 6. April dieses Jahres beging, ist Prof. Carlo Weber am 15. Mai 2014 gestorben.

Prof. Weber wurde 1934 in Saarbrücken geboren und blieb von der saarländischen eigenständigen Lebensart zwischen Deutschland und Frankreich geprägt. 1953 begann er sein Architekturstudium an der TH Stuttgart, zusammen mit einer Generation von später bekannten Architekten – bereits im Studium lernte er auch seinen späteren Partner Fritz Auer kennen. Die Zeit seines Zwischenpraktikums im Büro Behnisch und Lambert (später Behnisch und Partner) führte zu einer langjährigen Verbundenheit mit Günter Behnisch und seinem Büro. Nach einem Auslandsstipendium des DAAD an der École Nationale des Beaux Arts in Paris 1958-1959 und Mitarbeit im Pariser Büro Les Frères Arsène Henry und bei Prof. Louis Arretche kehrte er 1961 für seine Diplomarbeit an die Technischen Hochschule nach Stuttgart zurück. Bei seiner anschließenden Zusammenarbeit  mit Günter Behnisch entstanden vor allem Schulbauten, so u.a. die Ingenieurschule Ulm (mit Winfried Büxel), die Gymnasien in Schwenningen und Furtwangen (mit Lothar Seidel) sowie die Mittelpunktschule „In den Berglen“ in Oppelsbronn.

1966 wurde Carlo Weber Gründungsmitglied der Architektengemeinschaft Behnisch & Partner zusammen mit Günter Behnisch, Fritz Auer, Winfried Büxel, und Erhard Tränkner. Der 1. Preis für die Architektengemeinschaft beim Wettbewerb 1967 für die Bauten und Anlagen der Olympischen Spiele 1972 in München bestimmte in den folgenden Jahren seine berufliche Tätigkeit und führte zu einer Verlagerung des Lebensmittelpunktes nach München. Die derzeitige Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne gibt nochmals einen Einblick in die für die gesamte Gesellschaft und die Architektur der „jungen“ Bundesrepublik wichtige Epoche. Die damaligen Skizzen insbesondere zur landschaftlichen Einbettung der baulichen Anlagen in den Olympiapark zeugen von der großen Sensibiliät Carlo Webers im Umgang mit dem Ort und seiner topografischen Ausprägung.

Nach dem Ausscheiden aus der Behnisch-Partnerschaft gründete er 1980 gemeinsam mit Fritz Auer das Büro Auer + Weber mit Standorten in Stuttgart und München. Innerhalb des Büros entstanden unter seiner Leitung unter anderem das Kurgastzentrum in Bad Salzuflen, das Altenwohn- und Pflegeheim in Lemgo, das Stadttheater in Hof und das Casino der Heeresoffiziersschule in Dresden. Für die 1998 fertig gestellte Erneuerung des Festspielhauses in Recklinghausen erhielten Auer und Weber 2001 den Deutschen Architekturpreis, nach 1989 für das Landratsamt in Starnberg der zweite Architekturpreis für das Büro. 2005 wurde das Ausstellunggebäude Brühlsche Terrasse in Dresden eingeweiht, zwei Jahre später das Seminargebäude Gut Siggen in Ostholstein. Beide Bauten zeichnen sich durch eine bewusste Reduktion in der Form und ihre präzise Detaillierung aus.

Mit dem 2006 gegründeten Büro Auer+Weber+Assoziierte haben Carlo Weber und Fritz Auer als Gründungsgesellschafter die Verantwortung für kommende Aufgaben in die Hände der nächsten Generation gelegt.

Die Einweihung des Umbaus des Kaufhauses Schocken von Erich Mendelsohn zum Sächsischen Museum der Archäologie, die in diesen Tagen in Chemnitz stattfindet, und die Fertigstellung der Orgel in der Konstantin-Basilika zu Trier, zwei Projekte an denen er bis zuletzt arbeitete, kann Carlo Weber leider nicht mehr erleben. Bis zuletzt, wenn auch zeitweise eingeschränkt, engagiert im Büro war er mit seiner kritischen und vor allem menschlichen Haltung immer ein wichtiger Gesprächspartner und Ratgeber.  Das Büro dankt seinem Mitbegründer für die vielen Impulse und immer wieder neue Anregungen zum nochmaligen Nachdenken. Neben seiner Bürotätigkeit war Carlo Weber auch engagiert in der Lehre tätig, lange Jahre als Dozent an der Universität Stuttgart und von 1992-1999 als Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an der Technischen Universität Dresden. 1996 wurde Carlo Weber Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Unter diversen Preisen für einzelne Bauten bedeutete die Verleihung der „Klassik-Nike“ des Bundes Deutscher Architekten 2013 für alle Mitwirkenden an den Bauten und Anlagen der Olympischen Spiele 1972 auch für Carlo Weber eine ganz besondere Auszeichnung.

Das in vielen Jahren immer weiter gewachsene Büro bleibt Carlo Weber in größter Dankbarkeit verbunden. Der Verlust wiegt schwer und wird begleitet von einem vielfältigen Andenken, persönlichen Erinnerungen an und Erlebnissen mit Carlo Weber.

Unser Mitgefühl gilt insbesondere seiner Frau Liliane und der ganzen Familie.

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