1. Preis für Tagungsstätte in Benediktbeuern

Benediktbeuern ist eine der großen barocken Klosteranlagen in Bayern und zugleich die historische Wirkungsstätte des Namensgebers der international tätigen Forschungsgemeinschaft Fraunhofer-Gesellschaft. Am historischen Ort, benachbart zur Glashütte Fraunhofers entsteht im Klostergarten ein Tagungshaus als Treffpunkt der Wissenschaftler. Der Entwurf ermöglicht im Erdgeschoss vielfältige Begegnungsmöglichkeiten unter Einbeziehung des bestehenden Obstgartens und bildet in den Obergeschossen einen von der Gartenmauer abgerückten zweigeschossigen Baukörper in Holzbauweise für circa 40 Gästezimmer.

 

Neubau Fraunhofer NetzWertZentrum Benediktbeuern                       

Die Situierung des Wettbewerbsgrundstücks in Nachbarschaft zum eigentlichen Klosterareal, welches sich nördlich der Klostergartenmauer erstreckt und den Zielvorgaben für das NWZ als eine Anlage mit hoher Begegnungs- und Erlebnisqualität in einer „Frei-Denk-Atmosphäre” verbietet grundsätzlich die Übertragung dieser Vorgaben auf eine klosterähnliche (lat. claustrum = verschlossener Ort) Bauform.

Vielmehr bezieht sich das Entwurfskonzept auf den durch die Klostermauer eingefriedeten land(wirt)schaftlich geprägten Ort des geometrisch angelegten historischen Obstgartens, der über die Fraunhoferstraße hinweg nach Norden bis zum Maierhof reicht und mit der darin verlaufenden Allee die ehemalige und noch heute nachvollziehbare Ordnung der klösterlichen Freianlagen erlebbar macht.

Folglich sucht die architektonische und bauliche Umsetzung der Programmziele nicht den „verschlossenen Ort”, sondern deren Einbindung in diesen Landschaftsraum in Form eines „Garten-Hauses”, welches in seiner innenräumlichen Organisation und in seinem äußeren Erscheinungsbild weder dem Typus des Klosters noch dessen massiver Materialität folgt.

Vielmehr bilden die gemeinschaftlichen und kommunikativen Inhalte in Anlehnung an die landschaftliche Weite des Obstgartens eine Art „durchgrüntes Feld” welches, nördlich an die Klostermauer angrenzend und von Bäumen durchsetzt, im Süden durch das schlanke Langhaus des Wohntraktes definiert wird. Nach Ausrichtung und Länge wird mit der gegenüberliegenden Bebauung korrespondiert, mit der als Museum genutzten Glashütte der Fraunhofer-Gesellschaft und dem Gästehaus Fraunhofer. Dieser Bezug zur Ländlichkeit des Obstgartens und insbesondere zur Glashütte wird noch gestärkt durch die konsequente Verwendung von Holz als Konstruktions- wie auch Hüll- und Ausbaumaterial.

Unter der die Klostermauer einbeziehenden Horizontalen des extensiv begrünten Daches sind in lockerer Form die verschiedenen Programmbausteine angeordnet mit Zwischenräumen für zwangloses Begegnen und entspanntes Verweilen.

Alle Gästezimmer haben freien unverbauten Ausblick einerseits nach Süden auf die Kulisse des Karwendels, andererseits nach Norden über den Maierhof hinweg in das Alpenvorland.

Die bewusst einfache und kompakt gehaltene Bauform in Verbindung mit einer Materialwahl aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen lässt eine positive ökologische, energetische und insgesamt wirtschaftliche Bilanz in Herstellung und Betrieb erwarten.

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